Schwarze Schwäne (2/2)

Henrik Schilling

Henrik Schilling

Schwarze Schwäne stellen eine große Herausforderung an das Krisenmanagement, da sie nicht in das Bild „klassischer“ Krisen passen, die häufig bis zu einem gewissen Grad vorhergesagt, bzw. simuliert werden können. So kann ein Stromausfall oder ein Hackerangriff eine Krise hervorrufen, die allerdings zumindest in der Bewältigung bereits relativ gut einstudiert werden kann. Schwarze Schwäne passen hingegen häufig nicht in vorgefertigte Krisenbewältigungs- muster oder strapazieren die Kapazitäten eines Krisenmanagements allein aufgrund ihrer Größe bereits.

Daher kritisiert beispielsweise auch Benoit Mandelbrot, der Begründer der fraktalen Geometrie, die eingeschränkte Abbildung der Realität von Krisenmodellen, die teilweise nicht flexibel genug sind, um es im Ernstfall mit einem Schwarzen Schwan aufnehmen zu können.

Krisenmanagement – Prävention von Schwarzen Schwänen

Mit dem Wissen, dass Schwarze Schwäne schwer verhindert, aber im eingetretenen Fall deeskaliert werden können, lassen sich Konzepte für das Krisenmanagement ausarbeiten.

Wichtig sei es trotz der Unvorhersehbarkeit einer Schwarzen-Schwan-Krise, Krisenabläufe einzuüben. Dabei sollten auch die Verkettung von Einzelereignissen innerhalb einer Krise betrachtet werden, die zu einer Krise in der Krise führen könnten. Durch das Einüben von Krisenabläufen garantiert man in einer unvorhergesehenen Krise zwar keine „Betriebsanleitung“, hat es aber deutlich einfacher im Umgang, da jeder Verantwortliche weiß, was zu tun ist, die Kom- munikation im Besten Fall von Beginn an funktioniert und das Unternehmen nicht komplett unvorbereitet von einem Krisenszenario getroffen wird.

Dazu sollte sich intensiv mit verschiedenen Krisen befasst werden und geeignetes Werkzeug, wie ausgestattete Krisenstabsräume, Notfallpläne etc. zur Bewältigung bereitgehalten werden. Sehr wichtig ist in einer Krise auch die transparente Kommunikation nach innen und nach außen. Gerade die Kommunikation kann in einer Krise, auf die man sich nicht vorbereiten konnte, über das Abschneiden des Krisenmanagements entscheiden.

Krisenmanagement – Im Falle des Falles

Im Falle einer Schwarzen-Schwan Krise gibt es keine vorgefertigte Planung, an die man sich Schritt für Schritt halten kann. Dafür gibt es umso mehr Vorgehensweisen, an die man sich zur erfolgreichen Bewältigung der Krise halten kann. Eine davon stammt von Argenti, der nach den Terrorangriffen des elften September 2001 die Krisenkommunikation und das Krisenmanagement verschiedener Firmen analysiert hat und einen vier-Punkte-Plan zusammengestellt hat, der in einem solchen Fall funktionieren muss.

1. Präsenz zeigen

Bereits wenige Minuten nach dem ersten Angriff auf das World Trade Center war der Bürgermeister von New York vor Ort und hat die Verantwortung für die Rettungsmissionen übernom- men. In den darauffolgenden Tagen und Wochen schien er eine allgegenwärtige Präsenz in der Stadt zu zeigen und konnte damit der Bevölkerung vermitteln, dass er persönlich für sie da ist und das Ereignis an oberster Stelle der Agenda steht. Genauso waren viele Firmenchefs und Vorstandsmitglieder in den Tagen nach dem Ereignis persönlich in den Büros präsent, um Fra- gen zu beantworten und direkte Anweisungen zu geben. Laut Argenti ist es wichtig, persönlich vor Ort zu sein, um die Moral der Angestellten aufrecht zu halten und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie unmittelbar angeleitet werden und nicht nur über dritte vermittelt bekommen, was zu tun sei.

2. Kommunikationskanäle wählen

Da bei einer Krise häufig klassische Kommunikationswege aufgrund von Stromausfällen, Nichtbesetzung von Servicestellen oder Überlastung derselben wegfallen, muss sichergestellt sein, dass es weiterhin möglich ist, mit Mitarbeitern, Kunden oder Partnern zu kommunizieren.

Als Möglichkeit sollten auch die Medien betrachtet werden, die in einer Krise oftmals als Gegner eingeschätzt werden, obwohl sie durchaus durch den richtigen Umgang als Verbündete gewonnen werden können.

3. Fokussierung auf das Unternehmen

Des Weiteren sei es wichtig, in einer Krise weiter zu funktionieren. Das bedeutet, dass die Grundfunktion des Unternehmens, wenn möglich, aufrecht erhalten werden sollte, um zu zei- gen, dass ein Unternehmen mit einer Krise umgehen kann. Dazu sollten den Mitarbeitern Auf- gaben gegeben werden, die zur Lösung einer Krise führen können. Des Weiteren ist die Zutei- lung von Aufgaben ein effektives Mittel, um von einer Krise abzulenken, wenn sie einen nicht direkt betrifft. Der Autor schildert hier Unternehmen, deren Mitarbeiter durch die Nähe zu den Ereignissen am elften September oder durch die Medienberichterstattung betroffen waren und von der Betroffenheit in die Normalität zurückgeführt werden sollten.

4. Pläne vorhanden haben

Wie weiter oben schon erwähnt, ist es außerdem sehr wichtig, Pläne ausgearbeitet zu haben, der auf der einen Seite genau festlegt, wie die Aufgabenteilung und beispielsweise die Kommunikationswege geregelt sind, auf der anderen Seite aber auch Freiräume lässt, um flexibel auf unerwartete Krisen reagieren zu können. Es gilt hierbei also wieder, keinen starren Krisenverlaufsplan vorgefertigt zu haben, sondern einen Leitfaden zur Reaktion und Rollenverteilung bei verschiedenen Krisen zu haben, der Handlungsmuster beschreibt, an die sich Mitarbeiter halten können, egal um was für eine Krise es sich handelt und der es den Krisen- stabsmitgliedern erlaubt, angepasst reagieren zu können.

Fazit

Eine Krise, die durch ein unvorhersehbares Ereignis – Schwarzen Schwan – ausgelöst wurde, kann in den seltensten Fällen verhindert werden. Daher ist es umso wichtiger, sich bestmöglich auf Eventualitäten vorzubereiten und einen Plan bereit zu halten, wie die Aufgabenverteilung während der Bewältigung einer Krise angesetzt ist. Darüber hinaus gilt es, Krisensituationen zu üben und aus eigenen sowie aus anderen Krisen in der Vergangenheit zu lernen.

Für uns als mata:solutions sind Kreativität und Flexibilität die wichtigsten Eigenschaften für einen guten Krisenmanager und ein funktionierendes Krisenmanagement und Schwarze Schwäne sind das beste Beispiel dafür.

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Lisa-Marie Schulze

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Wie es weiter geht, kann derzeit niemand sicher sagen. Dabei soll man im Krisenmanagement doch stets „vor die Lage“ kommen, am besten vorher schon wissen, was passiert. Das ist in dieser Situation schwerer denn je. Aufgestellte Prognosen und Szenarien können der Realität nicht entsprechen. Trotzdem sollte man diese vordenken, um mit dem Ergebnis das eigene Unternehmen sowie die Maßnahmen und Vorbereitungen besser einschätzen zu können. Es ist zwar nicht einfach, aber ganz sicher auch nicht unmöglich.

Wir nahmen die Herausforderung an.

Gemeinsam mit dem Verband für Sicherheitstechnik e.V. und dem Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e. V. haben wir ein solches Szenario entwickelt und umfassend diskutiert. In einer morgendlichen Lagebesprechung mit den VfS Mitgliedern wurde von uns die aktuelle Lage weitergedacht und mögliche Entwicklungen vorgestellt. Die Lagebesprechung startete mit einem kompakten Lagebericht von Dr. Clemens Gause, dem Geschäftsführer des VfS.

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Aber versuchen Sie trotz der Ungewissheit ruhig einmal vor die Lage zu kommen und entwickeln Sie Zukunftsszenarien (Worst-Case, Best-Case) und Prognosen, die Sie, Ihr Unternehmen und Ihr Krisenmanagement in dieser Zeit wirklich voranbringen.

Für Fragen und Anregungen sind wir für Sie erreichbar!

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