Skip to content

Corona – was wir von anderen Ländern lernen können… oder auch nicht? – Teil 3: China

Picture of Lisa-Marie Schulze

Lisa-Marie Schulze

Verschiedene Länder – verschiedene Strategien.

Die Medien berichten täglich über das Corona-Virus, die Auswirkungen und auch über die unterschiedlichen Herangehensweisen der Länder zur Eindämmung. Es wird viel kritisiert, hinterfragt und verglichen: Fehler werden gefunden und diskutiert. Im Rahmen unserer Corona-Morgenlage mit dem Verband für Sicherheitstechnik (VfS) haben wir einen Ländervergleich aufgestellt, in dem die Maßnahmen von drei verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Herangehensweisen, gegenübergestellt werden.

Dazu haben wir im ersten Schritt die Zahlen der Länder verglichen, die für die weitere Betrachtung die Grundlage bilden. In unserem Blog wurde nun jede Woche ein anderes Land vorgestellt und die anderen Wege beim Kampf gegen das Virus betrachtet.

Diese Woche betrachten wir China, als letztes Land unseres Vergleichs:

Die folgende Tabelle zeigt die für die Betrachtung relevanten Zahlen:

 

Fläche

Einwohner

EW/km²

Infizierte

Tote

Recovered

Deutschland

357.582 km² 83.166.711 233 311.113 9.652 257.700
China 9.596.961 km² 1.400.050.000 148 85.622 4.634 80.748
Quelle: worldometers.info/coronavirus, letzter Zugriff: 15.10, 13:05 Uhr

China ist das Ursprungsland des Corona-Virus, dementsprechend wurde in den letzten Monaten viel geschaut, welche Maßnahmen dort getroffen wurden und wie diese gewirkt haben.

Sofortiger lokaler Lockdown jederzeit möglich:

Nach dem Ausbruch wurde ein achtwöchiger Lockdown über der Stadt Wuhan verhängt. Schulen und Universitäten waren in China zu diesem Zeitpunkt schon in den Ferien, was die Situation erleichterte. Alle Geschäfte mussten schließen, außer die, die Lebensmittel und Medikamente verkauften. Die Menschen waren aufgefordert Zuhause zu bleiben und nur Fahrzeuge mit einer bestimmten Genehmigung durften auf den Straßen fahren. Seit Februar 2020 wurde nahezu das gesamte öffentliche und geschäftliche Leben im Rahmen der Virusbekämpfung zum Erliegen gebracht und kam im März 2020 langsam wieder in Gang.

Jetzt agiert China lokal und bekämpft das Virus mit Maßnahmen an den Ausbrauchsorten. Beispielsweise wurden vor einigen Wochen in der chinesischen Stadt Rulli drei Menschen positiv auf das Coronavirus getestet: Die Folge war ein sofortiger Lockdown für die ganze Stadt. Abgesehen von Lebensmittelläden und Apotheken mussten alle Geschäfte schließen und jeder der mehr als 210.000 Einwohner soll nun auf das Corona-Virus getestet werden.

Masken sind Alltag in China:

Zum Schultz vor Smog, Kälte und anderen Krankheiten tragen die Chinesen täglich Masken. Eine Maskenpflicht aufgrund von Corona gibt es inzwischen aber nicht mehr.

Infektionszahlen entscheiden über Öffnung von Schulen und Kitas, Bars und Restaurants:

Die Entscheidung über Öffnung und Schließung wird stadtspezifisch und auf Grundlage der Infektionszahlen getroffen. Veranstaltungen waren zu Beginn der Pandemie verboten, inzwischen findet man in den Medien Bilder von Partys (bspw. in Wuhan) mit mehreren hundert Menschen, die auch keine Masken tragen.

Hohe Testrate:

160 Millionen insgesamt, 111.163 pro 1 Millionen Einwohner.

Entlastungen für die Wirtschaft und rasche Erholung:

Grundsätzlich wurden die Sozialabgaben reduziert: Für Februar bis Juni wurden die Arbeitgeberanteile für die Krankenversicherung für alle Firmen halbiert und für Großunternehmen im gleichen Zeitraum zusätzlich die Arbeitgeberbeiträge für die Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung.

Staatliche Vermieter wurden vielerorts aufgefordert, die Mieten zu reduzieren oder sogar auszusetzen. Ende Mai/ Anfang Juni konnte die Produktion der meisten Firmen wieder zu 90-100% hochgefahren werden.

Rapide Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitssektors:

Die größte Herausforderung für das chinesische Gesundheitssystem war die Ressourcenverteilung: Große Städte verfügen über gut ausgestattete Krankenhäuser, Universitätskliniken und Militärkrankenhäuser. Kleine Städte und Regionen auf dem Land sind einem Corona-Ausbruch nicht gewachsen, da es dort an Infrastruktur und Mitteln fehlt. Seit einigen Jahren investiert China deshalb in die Digitalisierung des Gesundheitswesens, Online-Plattformen für E-Health sollen zu einer besseren Ressourcennutzung beitragen. Durch Corona erhielt dieser Trend erneut einen enormen Aufschwung.

Warn-App unterstützt Zutrittskontrolle:

Die Warn-App in China ermöglicht den Einwohnern mittels QR-Code Zutritt zu Gebäuden oder verweigert diesen bei dem Verdacht auf eine Infektion oder bei einer vorliegenden Infektion. Dazu werden alle Daten, die im Zusammenhang mit Corona stehen, über die jeweilige Person auf der App gespeichert.

Weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen:

Durch die strengen Maßnahmen und die lange Dauer der Krise in China steigen die Straftaten: Gewalttaten wie Mord und Totschlag gegenüber dem medizinischen Personal und aufgrund von Missachtung der Maskenpflicht ebenso wie falsche Angaben z.B. über die eigene Reisetätigkeit. Wirtschaftlich verzeichnet China zum ersten Mal seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen 1992 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung (um 6,8 Prozent). Im zweiten Quartal meldete das Statistikamt aber schon wieder einen Zuwachs um 3,2%. Das bedeutet, dass sich die Wirtschaft in China schneller erholt als erwartet. Trotzdem wurden die Wirtschaftsprognosen für China stark nach unten revidiert: Von 6,0% auf 1,2%. Auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 10% wird erwartet.

Weitere interessante Artikel